Wirtschaftsmediation bei der Unternehmensnachfolge

Übergabeprozesse bei Familienbetrieben haben eine ganz eigene Dynamik und hohe Komplexität. Es geht um die Weitergabe eines Lebenswerks, die Erwartungen der nachfolgenden Generation und eine Vermischung beruflichen und privaten Lebensfragen. Ein professionell gestaltetes Mediationsverfahren ist ein effizienter und nachhaltiger Weg, um Konflikte bei der Firmennachfolge konstruktiv zu klären und alle Beteiligten bei der Entwicklung einer tragfähigen Lösung einzubinden. An drei Fallbeispielen aus der unternehmerischen Praxis wird deutlich, wie verschiedenste Herausforderungen bei einem Generationswechsel in der Mediation bearbeitet werden können.

Das Lebenswerk in neue Hände geben

Zwei Stunden hörte Raimund Fuchs* seiner Tochter Isabella und seinem Sohnes Markus zu. Isabella hatte die Mediation initiiert, um endlich Bewegung in die schwelende Nachfolgefrage zu bringen. Sie und ihr Bruder arbeiteten bereits zehn Jahre in der familieneigenen Firma für Nahrungsergänzungsmittel. Markus, 34 Jahre, als Produktionsleiter, Isabella, 38, verantwortete das Marketing. 1985 hatte er das Unternehmen gegründet; er, der Diplom-Chemiker, inzwischen 67 Jahre alt, der dafür seine gut dotierte Position in der Industrie an den Nagel gehängt hatte.

Er war froh, dass sich beide Kinder mit großem Elan und Fachwissen in den Familienbetrieb einbrachten, und hatte gehofft, den Betrieb in der aktuellen Rollenverteilung mit ihm als Geschäftsführer und Vertriebsleiter noch einige Jahre fortführen zu können. Doch nun hörte er in der Mediation, dass den Kindern Perspektiven und Anerkennung fehlten, und sie einforderten, selbst die Verantwortung zu übernehmen. In ihm stiegen wieder die gleichen Bedenken auf, die er schon seit einigen Monaten zu verdrängen suchte: Sind die Kinder denn schon weit genug, um tatsächlich die Geschäftsführung zu übernehmen? Wie würde es mit seinem Lebenswerk weitergehen? Und vor allem mit ihm selbst? Sein Lehrauftrag an der Hochschule würde noch zwei Jahren weiterlaufen, etwas mehr Sport, die langersehnte Tour durch Kanada – schön und gut, aber er stand doch noch mitten im Leben und die wichtigsten Kunden hatten den Kontakt nur zu ihm …

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